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Projekt Stadtschreiber

"Die Stadtschreiber"

Leider gibt es kaum zeitgenössische Dokumente aus der Zeit des berühmten Dichters Grimmelshausen in Gelnhausen. Das bedauerten auch einge Schüler:innen des Grimmelshausen Gymnasiums und beschlossen kurzerhand, dies zu ändern.
Ganz im Stile des fantasievollen Dichters erfanden sie Texte, die so oder ähnlich hätten überliefert werden können und schufen so eine einzigartige Brücke zwischen damals und heute.

Ihre eindrucksvollen Texte haben die Schüler:innen selbst in einem Tonstudio eingesprochen und zu einem ganz besonderen Audio-Guide verarbeitet. An verschiedenen Orten in der Stadt können Besucher nun in fast wahre Hörspiele aus Grimmelshausens Zeit eintauchen, wenn es heißt:
Mit den Stadtschreibern des Grimmelshausen Gymnasiums auf den Spuren von Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen.


Grimmelshausenwelt: Hier hört alles auf und fängt alles an

Skizzen aus dem Buch Stadtscheiber
Zeichnung: Anna Knaus

Elf Schülerinnen des Grimmelshausen Gymnasiums begaben sich auf eine Zeitreise ins 17. Jahrhundert.
Im Mittelpunkt stand Hans Jacob Christoffel von Grimmelhausen, der bekannteste deutsche Autor des Barock, geboren in Gelnhausen 1621 oder 1622.
Die Welt Grimmelshausens war eine andere als die 400 Jahre später: im Krieg, ohne Strom und Technik, ohne fließendes Wasser und alle Annehmlichkeiten der Gegenwart, eigentlich gänzlich unvorstellbar für Jugendliche heute.
Um der Zeit und dem Autor näherzukommen, trafen sich die Schülerinnen mit ihren begleitenden Lehrerinnen im Grimmelshausenmuseum: Herumstreifen, Sich-Einlassen stand auf dem Programm:
Was nimmt dich gefangen? Welche Assoziationen hast du beim Betrachten eines Gegenstandes?


Grimmelshausenhotel: Hier wurde der Autor geboren und hier lebte er
Das Haus hat eine wechselvolle Geschichte. Zu Zeiten Grimmelshausen war es Sitz der Familie Grimmelshausen, das einer verarmten Adelsfamilie – den Adelstitel ablegend – als Bäckerei den Lebensunterhalt sicherte. Nach dem Tod des Vaters ehelichte die Mutter einen Barbier aus Frankfurt, der somit noch eine weitere Einkommensquelle lieferte. Im Keller wurde zudem Wein ausgeschenkt.
Das Gebäude war somit kein reines Wohnhaus und schon gar kein Hotel, sondern wie im Barock noch üblich, eine Art Familienbetrieb mit Bäckerei, Barbierstube und Weinkeller.
Die Schülerinnen stellten sich das Leben hier vor: Worüber sprach man? Was passierte?


Der Hexenturm: Hier wurde viel Unrecht getan und gelitten

Skizze des Hexenturmes
Zeichnung: Angelina Nadine Geyer

Es war ein Kinderblick, den der kleine Grimmelshausen auf den Hexenturm hatte. Man kann nur vermuten, was er verstand von den Hexenverfolgungen. Feststeht, dass er gehört haben muss, wie die in den Hexenturm verschleppten Frauen und Männer schrien. Für die Schülerinnen heute ist es unvorstellbar, dass Frauen früher verbrannt wurden, schlichtweg weil man Schuldige für Unglücke brauchte oder weil die Frauen Heilkräuter kannten.
Vor allem entsetzt sie, dass es eigentlich unmöglich war, der Todesstrafe zu entkommen. Überlebten die Angeklagten die Folter, wurden sie deshalb verbrannt. Denn dann mussten sie ja wohl mit dem Teufel im Bunde gestanden haben …
Was ging dem Jungen Grimmelshausen hier durch den Kopf?


Der Weg zur Brotschirn: Hier wurde verkündet und geklatscht

Zeichnung: Charlotte Kasper

Kinder zu Grimmelshausens Zeit mussten mithelfen. Für den kleinen Grimmelshausen hieß das vermutlich, dass er die Brote seines Vaters zur Brotschirn am Untermarkt bringen musste. Denn nur dort durften sie verkauft werden. So verhinderten die Zünfte, dass heimliche Konkurrenz in den Häusern entstand. Allgegenwärtige Kontrolle herrschte aber nicht nur in den Zünften, sondern auch im sozialen Leben, das in einem viel höheren Maß festgelegt war als heute.
Die jeweils neuesten Vorschriften wurden durch Ausrufer auf den Straßen verkündet, bei Nichtbefolgen drohten harte Strafen. Aber es wurde natürlich auch geklatscht und getratscht, am liebsten über diejenigen, die sich nicht an die Vorschriften hielten.


Die Marienkirche: Hier wurde gesungen und der Teufel gefürchtet

Zeichnung: Sarah Mutig

Die Marienkirche in Gelnhausen ist ein solch furchteinflößender, großer Bau, der der Bedeutung der Stadt entsprach. Der kleine Grimmelshausen wird sich gefürchtet haben in dieser Atmosphäre,
immer war es in der Kirche kalt, selbst im Sommer, immer war es dort dunkel, es sei denn, die Sonne fiel durch die großen Kirchenfenster. Es gab grausame Bilder der Hölle auf dem Lettner und Gedenksteine überall. Jeden Sonntag musste der kleine Grimmelshausen dort singen. Mit seinen Mitschülern stand er auf dem Lettner. Die Schülerinnen streiften umher, wurden gefangen genommen von den Zeitzeugnissen aus vergangenen Jahrhunderten.


Die Augustaschule: Hier wurde unterrichtet und gegen die Angst gelernt

Skizze Drache
Zeichnung: Merle Bresan

In Schulen zu Grimmelshausens Zeiten unterrichtete man häufig mit Drohungen und Angst, so auch vermutlich in der Augustaschule, einer Klosterschule, in der heute u.a. das Museum untergebracht ist. Es bestand Schulpflicht für Jungen, an die sich aber, vor allem in Erntezeiten, viele Eltern nicht hielten. Mädchen durften zwar offiziell in die Schule gehen, aber es gab gar keine Schule für sie. Die Mädchen lernten von ihren Müttern Haushaltsführung und warteten auf einen Ehemann.
Was erlebte Grimmelshausen, hochbegabt und wissbegierig, im Unterricht?
Die Schülerinnen ließen ihn begabt sein, denn das war er sicherlich, aber auch mutiger, als er es sich wohl erlauben konnte. Ihm hätte sonst der Rohrstock gedroht.


Infos:

Das Projekt „Die Stadtschreiber“ wurde im Schuljahr 2021/2022 durchgeführt von
- der AG Kreatives Schreiben, Leitung Bettina Mähler
- dem OK E 2 Kunst, Leitung Ekaterina Leo
- und dem GK Q 2 Darstellendes Spiel, Leitung Christine Heinrich
und dem
Museum Gelnhausen, Simone Grünewald, Museumsleitung

Tonaufnahmen: tonarts Studio Audio Produktion, Gelnhausen





Wo finde ich was?

Lust, in die erfundene Geschichte Grimmelshausens einzutauchen?
Dann gleich reinhören:

Auch als Buch erhältlich:

Titel Buch Stadtschreiber

Das Buch
Die Stadtschreiber
gibt es in der Tourist Info Gelnhausen, der Brentano Buchhandlung, der Grimmelshausen Buchhandlung und der Verkaufsstelle der GNZ, Preis 7 €.




Angeleitet wurden die Schüler:innen u.a. durch die Grimmelshausenpreis-Preisträger
Annika Scheffel und Feridun Zaimoglu.


Gefördert wurde das Projekt von


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